Matthias Kerner:
Es gibt viele Fragen rund um die Marktpreisentwicklung und die Höhe der THG-Prämien. Diese möchte ich gerne zusammengefasst beantworten. Die THG-Quote ist ein marktpreisabhängiges Instrument, bei dem Angebot und Nachfrage die Höhe der Prämien bestimmen. Jedes Jahr reguliert der Gesetzgeber zudem verschiedene Aspekte, wie die Berechnung der THG-Quote erfolgt. Dabei spielen der Strompreis, der Strommix in Deutschland und andere Faktoren eine Rolle, die jährlich überprüft werden.
Aktuell befinden wir uns auf einem relativ niedrigen Niveau im Vergleich zu den Vorjahren. Historisch gesehen ist dieses Niveau jedoch nicht ungewöhnlich. Mit dem Hochlauf der E-Mobilität und der Einführung der THG-Quote für Strom (z.B. auch THG-Quote für Firmenwagen und THG-Quote für Ladesäulen)
haben wir vor etwa zwei Jahren ein Allzeithoch im THG-Quotenmarkt gesehen, das zu Prämien von über 400 Euro pro E-Auto führte.
Ausblick auf die Marktpreise
Der Blick in die Zukunft zeigt derzeit wenig Hinweise oder Trends, die auf einen signifikanten Anstieg der THG-Quotenpreise in naher Zukunft hindeuten. Unternehmen haben viele Optionen, ihre THG-Quote zu erfüllen, wobei der Großteil durch die Beimischung von Biodiesel und E10 an den Tankstellen abgedeckt wird. Die Kosten für diese Blending-Optionen sind derzeit sehr niedrig, was sie für Unternehmen attraktiv macht. Auf der anderen Seite gibt es Zertifikate aus dem Ausland, die für Unsicherheiten im Markt sorgen.
Ein Beispiel dafür sind die sogenannten UER-Zertifikate aus China (Upstream Emission Reductions), die kürzlich in den Medien thematisiert wurden. Es gibt Anzeichen dafür, dass hier in großem Maßstab betrogen wurde, was auch zu einem Preisverfall im THG-Quotenmarkt geführt hat. Zudem gibt es aus dem asiatischen Raum große Mengen an vermeintlich fortschrittlichem Biosprit, bei dem jedoch Zweifel an der tatsächlichen Qualität bestehen. Solche Praktiken schaden den Klimaschutzzielen in Deutschland und drücken die Preise für die THG-Quoten weiter.
Es gibt jedoch auch legale und legitime Optionen, wie etwa Biomethan, das als CNG oder LNG genutzt wird. In den letzten Monaten gab es hier einen deutlichen Anstieg, da nun auch europäisches Biomethan unter bestimmten Voraussetzungen in Deutschland angerechnet werden kann. Im Logistikbereich spielt LNG eine wichtige Rolle, und es wird zunehmend von grauem auf Bio-LNG umgestellt, da sich hierdurch hohe THG-Quoten generieren lassen.
Was passiert in Zukunft?
Sollten die UER-Zertifikate ab dem nächsten Jahr tatsächlich wegfallen – wie es der aktuelle gesetzliche Beschluss vorsieht – könnte das Thema Biosprit aus China an Bedeutung gewinnen. Zudem gibt es noch große Übermengen an THG-Quoten aus den Vorjahren, die ins nächste Jahr übertragen werden können. Das führt dazu, dass wir aktuell ein deutliches Überangebot an THG-Quoten haben, während die Nachfrage weiterhin verhalten ist.
Sollte man auf höhere Preise warten?
Einige fragen sich, ob es sinnvoll ist, auf höhere Preise zu warten. Der altbekannte Spruch „Hinterher ist man immer schlauer“ trifft auch hier zu. Wenn wir wüssten, wie sich die Tesla-Aktien nächste Woche entwickeln, würden wir diesen Fleet-Talk vielleicht von den karibischen Inseln aus führen. Aber in der Realität ist Abwarten in Bezug auf die THG-Prämie derzeit wohl nicht ratsam. Die Preise könnten moderat steigen, aber die meisten Marktteilnehmer erwarten dies nicht in den nächsten Monaten.
Wichtig ist auch, die Fristen zu beachten: Bis zum 15. November müssen für dieses Jahr beim Umweltbundesamt die THG-Quoten beantragt werden. Um unnötigen Stress zu vermeiden – besonders angesichts der vielen anderen Themen, die Fuhrparkmanager auf dem Tisch haben – empfehle ich, die THG-Prämie jetzt zu beantragen, auch wenn sie nicht ganz so hoch ausfällt wie in den vergangenen Jahren.
ALEX SCHUH:
Das ist ein wichtiger Hinweis, den wir auch in unserem Alltag immer wieder betonen. Es ist ratsam, die Quote jetzt zu beantragen, denn sonst besteht die Gefahr, dass man die Fristen am Ende des Jahres verpasst. Wir wissen alle, wie schnell die Zeit vergeht. Daher stimme ich dir vollkommen zu, Matthias: Es ist besser, die Quote rechtzeitig zu beantragen. Ihr, als Dienstleister, werdet sicherlich dafür sorgen, dass die Quoten zu einem vernünftigen Marktpreis verkauft werden, sodass die Kunden am Ende des Tages auch einen Vorteil davon haben.